Offene Fragen – dem Gegenüber genügend Spielraum bieten

Offene Fragen sind eine Technik in der Rhetorik und bilden das Gegenstück zu geschlossenen Fragen. Sie beinhalten immer ein Fragewort, beispielsweise wer, wie, was, wo oder warum. Eine offene Frage kann nicht bloß mit Ja oder Nein beantwortet werden, im Gegensatz zu geschlossenen Fragen. Dem Gefragten werden wesentlich mehr Möglichkeiten eingeräumt, auf die Frage zu reagieren. Es wird zu keiner bestimmten Antwort gedrängt, die eine festgelegte Richtung vorgibt. So fühlt sich die Person partnerschaftlich behandelt und es wird mehr Platz für die eigenen Gefühle eingeräumt.

Die offene Frage ermöglicht die ausführliche Beantwortung einer Frage. „Wie fühlen Sie sich in dieser Situation?“, bei dieser Formulierung hat der Gesprächspartner die Gelegenheit, seine Gefühlswelt detaillierter zu beschreiben. Eine offene Frage schreibt keine Antwortmöglichkeiten vor und sorgt dafür, dass sich eine Person nicht so schnell missverstanden fühlt. Im Gegensatz dazu stellt die geschlossene Frage nur ein eingeschränktes Spektrum an Antworten zur Verfügung. Die geschlossene Frage „Geht es Ihnen in dieser Situation gut?“ kann dazu führen, dass eine Unterhaltung schnell abebbt, dadurch, dass ein Ja oder Nein zur Beantwortung ausreichen würde.

In der Mediation spielen offene Fragen eine wichtige Rolle. Ziel des Mediators ist es, nicht ein Richtig oder Falsch vorzugeben. Deshalb sind geschlossene Fragen weniger geeignet, da diese von vornherein faktenorientiert sind. Stattdessen steht die Wirklichkeitskonstruktion der Medianten im Vordergrund. Im weiteren Verlauf der Mediation können zum Beispiel offene Fragen, welche die Metakommunikation betreffen, eingesetzt werden („Wie unterhalten Sie sich im Alltag miteinander?“). Mit diesen Techniken können die Beteiligten besser darüber reden, was sie bewegt und gemeinsam an Lösungen für vorhandene Probleme arbeiten.